Wie versprochen folgt nun auch der Artikel um die Geschehnisse abseits des Stadions – vor und nach dem Länderspiel. Ein Leben abseits des Stadions? Ja, das gabs auch – nicht zu fassen!

Der Mittwoch begann für mich schon seeeeeehr früh, bereits um halb 5 klingelte der Wecker. Ich war zwar noch müde ohne Ende, aber ich glaube, ich bin zu solch einer Uhrzeit noch nie so schnell aufgestanden. Wie eine 1 stand ich auf einmal. Zum Frühstück gabs lecker Brötchen und einen Joghurt. Zumindest glaube ich mich zu erinnern, das es das gab. Noch schnell ein Brötchen für Unterwegs geschmiert und eingepackt und mein Gepäck, was aus einem vollgepackten Rucksack und einer Handtasche bestand, ein letztes Mal auf Vollständigkeit gecheckt.


Alsterufer

Am Vorabend suchte ich mir auch schon die ideale Straßenbahnverbindung raus, damit ich nicht lange warten muss und auch auf keinem Fall zu spät komme, schließlich hatte ich ein Ticket für den ICE, da muss man ja leider immer einen ganz bestimmten Zug nehmen. Selbst jetzt schon war ich ziemlich aufgeregt, und das, obwohl ich erst in etwa 12 Stunden im Stadion sitzen würde. Ich hopste in die ungewohnt volle Straßenbahn – alle wollten auf Arbeit oder in die Schule – und kam grade noch rechtzeitig am Hauptbahnhof an. Ich hatte nur noch 5 Minuten, also “nervös” und “panisch” ist noch untertrieben, wenn man bedenkt, das ich schnell Angst kriege, zu spät zu kommen.

Schnell flitzte ich auf Bahnsteig 11, dort stand bereits der ICE bereit. Viel Zeit war nicht mehr, nirgendwo stiegen noch Leute ein, also musste ich darauf verzichten, nochmal einen Blick auf den Wagenstandsanzeiger zu werfen, der mir offenbaren sollte, wo denn mein Sitzplatz ist. Wenig später schlossen sich schon die Türen hinter mir und ich fragte die nette Zugbegleiterin, ob sich meine Befürchtung bestätigen wird und ich nicht in dem Zugabteil gelandet bin, wo ich eigentlich hingehöre. Dies bestätigte sie und so musste ich mir ersteinmal einen anderen Sitzplatz suchen. Alles kein Problem, im hinteren Zugteil waren noch sehr viele freie Plätze, da die Bahn zuerst den vorderen Zugteil verbucht.

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Ich war schon drauf und dran, den Rest der Fahrt alleine an einem 4er-Tisch zu verbringen, bis ich die Bahndurchsage des Zugbegleiters hörte: “Einen wunderschönen guten Morgen meine Damen und Herren, ich begrüße Sie an Bord des Inter City Express 1518 auf der Fahrt von Leipzig nach Hamburg-Altona über Bitterfeld, Lutherstadt-Wittenberg, Berlin-Spandau, Berlin Hauptbahnhof und Hamburg Hauptbahnhof. Mein Name ist Martin Keller und stehe Ihnen mit meinem Team bei Fragen gerne zur Verfügung. Wir wünschen Ihnen eine angenehme Reise.” Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie mein Gesicht bei dem Namen “Martin Keller” eingeschlafen ist.


Bootshafen

Wer ist denn “Martin Keller”? Martin ist ein ehemaliger Klassenkamerad von mir, wir waren von der 8. Klasse bis zum bitteren Ende der 10. Klasse zusammen in einer Klasse, der Abschlussjahrgang 2002. Er kam damals von einer anderen Schule zu uns, weil er umgezogen ist mit seinem Vater, glaube ich mich zu erinnern. Von anderen Ehemaligen erfuhr ich im Spätsommer 2002, das er eine Ausbildung bei der Deutschen Bahn angefangen hat und Zugschaffner werden wird, Fahrkarten abknipsen und so. Und somit hat es fast 5 lange Jahre gedauert, bis ich die Ehre hatte, mit ihm mitfahren zu können.


Hauptbahnhof

Ich war natürlich tierisch aufgeregt, ich wusste, er würde sich bestimmt an mich erinnern und fragte als erstes die Zugbegleiterin, die ich schon beim Einsteigen wegen des Sitzplatzes fragte, ob denn der nette junge Mann, der eben die Durchsage gemacht hat, so 20, 21 Jahre alt ist. Sie nickte und ich grinste sie einfach nur an, ich meinte, ich würde ihn kennen. Sie musste dann aber leider sagen, um ihn zu treffen, würde ich im falschen Zugabteil sitzen. Ich überlegte lange Zeit, ob ich beim nächsten Halt “umsteigen” sollte, damit ich zu meinem Sitzplatz komme und Martin treffen kann. In Bitterfeld hatte ich es noch gelassen, ich blieb sitzen, aber in Lutherstadt-Wittenberg gab es nichts mehr, was mich – von dem großen, geräumigen Sitzplatz mit Tisch abgesehen – noch an meinem Platz hätte halten können.


Bootshafen

Und so stieg ich um in Lutherstadt-Wittenberg. Im vorderen Zugabteil reingehopst, grinste mir schon sehr bald ein wohlgekanntes Gesicht entgegen. Er lächelte mich an und sagte “Die Ute”,selbstverständlich in dem Tonfall, den ich noch von ihm kannte: derb sächsisch ausgesprochen, also “Uhdä”. Ich fand es richtig toll, ihn wiederzusehen. Er wusste bereits, das sich jemand nach ihm erkundigt hatte, die Zugbegleiterin von hinten hat wohl schonmal kurz angerufen. Kurz wurde gequatscht, ich teilte ihm mit, ich würde heute mit ihm mitfahren (Ach was!?), und zwar bis nach Hamburg Hauptbahnhof. Er fragte natürlich nach, was ich dort mache und ich zeigte ihm stolz wie Oskar mein Länderspiel-Ticket hin. Der Blick in seinen Augen verriet, das er wohl in dem Moment ziemlich neidisch war.


Ente am Alsterufer

Dann musste er wieder zurück an die Arbeit, ich suchte derweil meinen Sitzplatz auf. Er sagte, er würde später nochmal rumkommen. Leider sah ich ihn für den Rest der Bahnfahrt nicht nochmal, schade eigentlich. Hätte gern noch Handynummern oder sowas getauscht. Die Bahnfahrt verlief sehr gut, ich hörte Musik auf meinem MP3-Player und las meine Bravo Sport Spezial, nur über unsere Nationalmannschaft. Die Toilette musste ich natürlich auch aufsuchen – ich war wirklich überrascht, wie geräumig die für Zugverhältnisse war.


Speicherstadt

Die Stunden vergingen und ich kam kurz nach um 9 Uhr morgens dann auch in Hamburg Hauptbahnhof an. Es war eigentlich abgemacht, das ich dort abgeholt werde. Ich stieg aus, schaute natürlich erstmal nach Martin, aber sah ihn durch die Fenster nicht. Dann fuhr der Zug auch schon weiter. Ich hielt Ausschau nach Alex, der mich hier eigentlich abholen sollte, wie es vereinbart war. Ich wartete und wartete und sah ihn nicht. Also – erstmal SMS geschrieben “Holst du mich bitte ab, ich bin total hilf- und orientierungslos” (zu meiner Orientierungslosigkeit später mehr). Wenig später kam sein Anruf, ich erwartete, er würde mir sagen, das er aufm Weg ist und gleich da ist aber es kam etwas völlig Unerwartetes: “Ich dachte, das wäre erst morgen?!” Da war ich natürlich erstmal total genervt – denn ich hatte ausdrücklich “Mittwoch” gesagt, zudem sind Donnerstags keine Länderspiele, seit Beginn der EM-Qualifikation nicht mehr. Meist sind die Spiele ja Samstags und den darauffolgenden Mittwoch, dann wieder ein paar Monate Pause und alles beginnt von Neuem.


Die selbe Ente in Nahaufnahme

“Das ist jetzt nicht dein Ernst?” fragte ich ihn, schon “leicht” in Rage. Bis er am Hamburger Hauptbahnhof gewesen wäre, wäre nochmal eine Stunde vergangen. Und so bat er mich, ihm entgegen zu kommen. Nach einigem SMS-Geschreibe, er schrieb mir, wie die Haltestellen heißen, wo ich rausmuss, welches Ticket ich brauche, suchte ich dann auch den Gleis auf und da kam die Bahn auch gleich. Aber das ich nicht abgeholt wurde, wo ich dachte, ich würde abgeholt werden, war für mich schonmal kein gutes Omen für einen Tag, der der Größte meines Lebens werden sollte. Ich hasse es übrigens, in einem fremden Terrain, sei es eine fremde Stadt, in der ich noch nie war, wie Hamburg, oder einfach ein von mir noch unerforschter Nachbarstadtteil von Leipzig, meine Orientierungslosigkeit lässt die meisten Menschen nur mit dem Kopf schütteln.


Speicherstadt

Das erste Mal in der Hamburger S-Bahn. Einsam. Allein. Auch mich selbst gestellt. Ich wusste lediglich, das ich im richtigen Zug sitze und in Harburg aussteigen muss. Das tat ich dann auch, nachdem mein Blick eine Weile durch die Betonlandschaft geglitten ist. Dort angekommen wurde ich immer noch nicht abgeholt. Eine Viertelstunde saß ich auf dem Bahnhof herum, wie ein Penner. Dann kam auch endlich der Alex angedackelt. Ich war zwar beleidigt, das er mich nicht wie vereinbart abgeholt hatte, aber ich freute mich trotzdem, ihn nach fast einem ganzen Jahr wieder zu sehen, damals sahen wir uns das letzte Mal zum letzten Fanfest und zum Robbie Williams Konzert.


Alsterufer

Von dort aus gings erstmal zur Bushaltestelle, wo wir erstmal zu Alex nach Hause gefahren sind. Dort zeigte er mir mein Gästezimmer und ich lud erstmal mein ganzes schweres Gepäck ab. In meinem Kopf ging ich nochmal den Plan durch, den ich für heute geschmiedet hatte. Zuerst wollte ich einen Stadtbummel durch Harburg machen, dann zu Mittag essen und dann wollte ich direkt nach Hamburg. Dort würde ich mein endlich das Teamgeist-T-Shirt bekommen, weswegen ich schon seit Wochen und Monaten auf der schwierigen Suche war, würde dann 2 Internetbekannte treffen und dann schließlich zum Stadion fahren. So lautete mein Plan. Und er ging fast 1:1 auf.

Und wir saßen schon wieder im Bus – ein Wunder. Und ich war nicht gerade mit leichtem Gepäck unterwegs. Was ich im Stadion nicht brauchen würde, habe ich derweil bei Alex gelassen, im Rucksack hatte ich nun nur noch meine hochgradig wichtigen Stadionutensilien und den Rest wie Portemonaie und Kamera in der Handtasche. Es war schon fast Mittag und so machten wir uns auf den Weg in das Zentrum des Hamburger Stadtteils Harburg. Ich hatte ganz schön Hunger als wurde natürlich erstmal was gegessen. Für mich gabs leckeren Tortelloni-Auflauf mit Käse und Broccoli – Mjam!


Gans schön nah

Wie zuvor von mir geplant, gings danach zum ausgiebigen Einkaufsbummel. Wobei “Bummel” es nicht ganz trifft. Ich war ganz veressen darauf, das T-Shirt zu finden, was ich schon die ganze Zeit haben wollte, es aber noch nie im Handel gesehen habe, nur im Internet. Wir klapperten einen Laden nach dem anderen ab und ich wurde jedes Mal enttäuscht. Als ich keine Lust mehr auf Harburg hatte und endlich Hamburg durchstreifen wollte, machten wir uns mit der Metro-Bahn auf den Weg, die konnten wir kostenlos fahren, wir hatten ja beide ein Tagesticket für den Hamburger Nahverkehr.


Viele Boote

In Hamburg ging die Suche nach der gewünschten Textilie weiter – beinahe jeden denkbaren Laden mit Sportbekleidung im Angebot haben wir durchgeschaut – nichts. Die Sonne stand hoch am Himmel, es wurde immer heißer und schwüler, die Kräfte und auch die Hoffnung, das T-Shirt noch rechtzeitig zu finden, schwindeten dahin. “Okay. Die letzten beiden Versuche. Erst Intersport, dann Sport-Scheck. Wenns Sport-Scheck nicht hat, lassen wir das mit dem T-Shirt. Ist zwar Scheisse, aber ich hab keine Kraft mehr.” Intersport enttäuschte mich, in Sport-Scheck kam mir ein kräftig gebauter Mann mit GENAU DEM T-SHIRT entgegen. Aufgeregt fragte ich ihn “Tschuldigung, wo hamse denn das T-Shirt her?” – “Gibts da vorne [zeigt auf den DFB-Fanartikelstand im Sport-Scheck], beeil dich aber, ist nur noch eines da.” Ich bedankte mich hastig und flitzte hin. Er hat mich nicht angeschwindelt – es hing tatsächlich noch da. In Größe XL. Zeltgröße. Sollte ich es wagen und es mir trotzdem kaufen? Das stand innerhalb weniger Milisekunden außer Frage, ich Griff zu und ein breites Grinsen machte sich in meinem Gesicht breit, als ich genüsslich zur Kasse schreitete.


Man beachte die Zähne…

Alex, der draußen wartete, zeigte ich voller Stolz mein neu erworbenes Supporter-Shirt. Vorne steht in schwarz-rot-geil “TEAMGEIST TOUR 2008” drauf, hinten sämtliche Spielgegner der EM-Qualifikation 2006-2008. Ich hatte bereits ein Deutschland-Shirt an, aber das war mir in dem Moment egal. Schnell riss ich das Preisschild mit dem Aufdruck “19,95 EUR” ab und streifte es mir über. Das letzte Mal, das sich so etwas so gut angefühlt hat, war, als ich noch mein Ballack-Trikot hatte, welches mir ja bereits schon längst von der Leine im abgeschlossenen Trockenraum geklaut wurde.


Noch mehr Boote

So, jetzt war ich wirklich glücklich und zufrieden und es konnte genüsslich weitergehen. Noch ein bisschen hier und da rumgelaufen, vieles angesehen, wirklich beeindruckend. Dann wurde es auch schon langsam um 3 und ich machte mich mit Alex auf den Weg zum “ZOB”, dem Busparkplatz neben dem Hauptbahnhof. Dort sollte ich in einer halben Stunde 2 Internetbekannte treffen, die ich seit Jahren online kenne aber nie privat getroffen habe – wegen der Entfernung, freilich. Einer von beiden hat inzwischen leider schon komplett absagen müssen. Schade, Moritz! Ich weiß leider nicht, wann ich wieder in Hamburg bin. Doch der andere, Christian, genannt “Krille” hatte noch ein bisschen Zeit. Nach kurzer Wartezeit – Alex war derweil wieder nach Hause gegangen um noch einige Wege zu erledigen – kam dann auch Krille endlich an. Ich war mir wirklich nicht sicher, ob es der ist, wofür ich ihn halte, aber nach einem breiten Grinsen war alles klar.

Wir spazierten durch die Hamburger City und gingen am Alsterufer Eis essen, wo ich einige Stunden zuvor schon mit Alex stand, weil ich unbedingt ein Panoramafoto vom Wasser und einige Schnappschüsse von den Enten, Gänsen und Schwänen machen wollte. Und so schlabberten wir unser Eis, ich erzählte, wie aufgeregt ich wegen dem Spiel bin, was ich sonst so mache, warum das Forum, auf dem wir uns kennengelernt haben, tot ist, und so weiter. Dann musste er leider auch schon wieder los, schade. Aber besser, als sich gar nicht getroffen zu haben. So machten wir noch schnell ein Foto und ich winkte ihm hinterher, als er in der S-Bahn-Station verschwand.

Ich setzte mich wieder ans Ufer, glücklich und mich meines herrlichen Lebens an diesem Tag erfreuend und wartete nun nur noch auf Alex. Der sollte mich ein letztes Mal vorm großen Spiel abholen. An dieser Stelle mache ich “CUT”, und verweise auf den Artikel zum Spiel selber, der an genau dieser Stelle anknüpft. >>> WEITERLESEN >>>


Boote am Alsterufer

Hier gehts nun weiter mit dem 07. Juni, der Donnerstag nach dem Spiel.

Ich kann nicht mehr sagen, was ich geträumt habe. Als man Nationalspieler David Odonkor, der im WM-Spiel gegen Polen an meinem 20. Geburtstag vor einem Jahr die entscheidende Flanke zum Torschuss von Oliver Neuville gab, die selbe Frage stellte, hat er geantwortet: “Ich weiß nicht mehr, was ich geträumt habe. Ich hab einfach nur nachgedacht, wie das Spiel war aber geträumt hab ich glaube ich nichts.” – dem kann ich mich nur anschließen.


Alsterufer

Der Handywecker klingelte mich um 11 Uhr Mittags aus den gemütlichen Federn. Erstmal schön duschen und etwa eine Stunde nach dem Aufstehen gabs erstmal Frühstück. “Wie sieht dein restlicher Plan für heute aus?”, fragte mich Alex. Mein Zug nach Hause würde kurz nach 18 Uhr fahren. Im Nachhinein hätte ich doch noch 1,2 Tage länger für Hamburg einplanen sollen – aber was solls, ist eh zu spät. Für heute sollte noch das Miniatur Wunderland Hamburg auf dem Plan stehen. An dieser Stelle mache ich wieder “CUT”, den Artikel rund ums Miniatur Wunderland Hamburg reiche ich nach. >>> WEITERLESEN >>>
Hier gehts nun weiter mit der Rückkehr aus dem Miniatur Wunderland Hamburg bis zur Heimreise zurück nach Leipzig. Ab hier gibt es keine Cuts mehr.


Meine gesponsorte Fahrkarte =)

Ich hatte viel Spaß im Miniatur Wunderland, aber viel Zeit blieb leider nicht mehr. Dadurch, das die Wege zwischen den zentralen Punkten wie Hauptbahnhof und Alex’ Zu Hause recht lang waren, war ich immer eine Weile länger unterwegs, als ich das vielleicht von den meist kurzen Wegen innerhalb Leipzigs gewohnt war. Ich hatte zur Ausstellung lediglich meine Handtasche mit und mein Rucksack war noch nicht gepackt. Im Gästezimmer lag noch überall mein Zeug rum. Das schnell zusammengepackt, auf die Schnelle eine gedankliche Liste über den Inhalt meines Gepäcks durchgegangen und dann musste ich auch schon wieder los.

Alex brachte mich diesmal wieder nur bis zur Bushaltestelle. Diese paar Stunden in Hamburg haben mich zu einem “großen Mädchen” gemacht, ich würde die Heimreise schon irgendwie alleine schaffen. Für halb 6 war das Treffen mit meiner Mitfahrgelegenheit Eva vereinbart, die ich zu der Zeit vor McDonals in der Wandelhalle des Hauptbahnhofs treffen sollte. Als ich noch mit dem Bus in Harburg unterwegs war, vertröste sie mich auf 17:45 Uhr. Das sollte ausreichen, der Zug würde kurz nach 6 abfahren.


Das Teamgeist-T-Shirt: Endlich hab ichs!

Kaum hatte ich Eva aufgegabelt, gings runter zum Gleis, wo unser ICE bereits einfuhr. Noch eine kurze Verwirrung wegen der Wagennummern. Auf dem Wagenstandsanzeiger stand, wir müssen nach hinten. Dort angekommen, kam eine Durchsage, der Zug würde in umgekehrter Wagenreihung einfahren. Also wir wieder nach vorne. Als wir einsteigen wollten, wurde es uns echt zu bunt – wir mussten doch wieder nach hinten! Scheiss Bahnlogik, sag ich da nur.

Dann saßen wir endlich auf unseren Sitzplätzen – ein schönes Gefühl, nachdem wir uns knapp 10 Minuten durch das Gedränge in den Wagen quälen mussten. Überaus förderlich, wenn man viel Gepäck dabei hat. Der Zug fuhr langsam und und beförderte mich wieder in Richtung Heimat. Die Melancholie machte sich allerdings noch nicht so recht breit, denn ich griff zufälligerweise das Gespräch – es ging um Fußball – auf den Nachbarsitzen auf. Ich freute mich und klinkte mich dezent ins Gespräch ein. Die beiden, die sich auch eben erst kennengelernt hatten, sind beide Sportredakteuer, einer davon bei der Bild-Zeitung. Ein kurzer Plausch, als es nichts mehr zu sagen gab, stöpselte ich mich ein und las weiter meine Zeitschrift.


Mein Sitzplatz im Zug

In Berlin stiegen Eva sowie die beiden Sportredakteure aus – Schade, ich hätte mich gern noch weiter unterhalten. Dann kam erst der Kontrolleur, den ich schon beim Einsteigen auf die Verwirrung wegen der Wagenreihung aufmerksam gemacht hatte. Leider war Martin diesmal nicht mehr Zugbegleiter. In Berlin verlagerte ich dann meinen Sitzplatz von den normalen Reihenplätzen auf deinen Vierertisch vor mir, der noch nicht belegt war. Für den Rest der Reise hat auch niemand Anspruch darauf erhoben. Unterwegs rief ich noch meine Mutter an, sie möge mir doch bitte die Videokassette mit dem aufgezeichneten Spiel in meine Wohnung bringen – ich wollte das Spiel unbedingt noch am selben Tag sehen.

Ich näherte mich wieder meiner geliebten Heimat Leipzig. Endlich angekommen am Leipziger Hauptbahnhof, der trotz 2 Tagen Hamburg immernoch der schönste auf der Welt für mich ist, wusste ich dann wenigstens, wie und wohin ich laufen muss. Die Bahn kam auch gleich, alles war schön. Daheim wartete wie besprochen meine Videokassette auch mich. Kurz mein geliebtes Meerschweinchen geknuddelt und gekrault, und ohne mein Zeug auszupacken verschwand die Kassette im Rekorder und ich schaute mir das Spiel an. Leider entdeckte ich mich nicht selbst dabei, bei 3 kurzen Szenen konnte man allerdings meinen Block erkennen – immerhin etwas! Das nächste Mal setze ich mich lieber nicht auf die Seite, wo die Kamera aufgebaut ist.

[myvideo 1677236]

Das war sie nun, meine große kleine Länderspielreise nach Hamburg. Das Spiel werde ich natürlich nie vergessen – Hamburg und das Miniatur Wunderland allerdings wahrscheinlich auch nicht. Das war alles sehr eindrucksvoll, Hamburg gefällt und wenn sich die Möglichkeit bietet, komme ich auch gern mal dorthin zurück. Aber wenn ich die Wahl hätte, Länderspiel in Leipzig oder Hamburg…ihr wisst schon, was ich sagen will, hehe.

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