Was verschlägt einen von Leipzig nach Stuttgart \” außer dem VfB alleine? Auch, wenn manche das nicht glauben, es gab auch andere Gründe. Nun bin ich heimisch in Stuttgart, als wäre es nie anders gewesen. Ich liebe diese Stadt und bin froh, hier her gekommen zu sein. Wie das ganze letzte Jahr des Umbruchs wirklich gelaufen ist, möcht ich euch auch berichten.

Juni 2010: Ende einer Ära

Ich hätte das vermutlich noch länger mitgemacht \” aber nach 5 Jahren kam der Umbruch. Es wurde Zeit für etwas Neues, wenn auch eher unfreiwillig. Doch wie das eben manchmal im Leben ist: wer weiß, wozu es gut ist.

Juli 2010: Richtungsweisende Entscheidungen

Meine Bewerbungen in Leipzig waren zwar nicht für umsonst, der Bedarf an guten Grafikern war so gut wie gedeckt, doch entmutigen ließ ich mich davon nicht. Auch wenn ich den Schritt noch nicht tun wollte, schickte ich die ersten Bewerbungen nach Stuttgart \” mit Erfolg. Es folgten einige Bewerbungssgespräce und ehe ich mich versah, hatte ich einen neuen Job, auf dessen Start im August ich mich schon sehr freute.

Nun ging es doch schneller als ich dachte \” einschneidende Änderungen im Leben erfordern eigentlich ein gut durchdachtes Konzept und optimalerweise eine Checkliste, die ich ohne Probleme im Internet fand. Doch 3 Monate Zeit zur Umsiedlung, das hatte ich nicht zur Verfügung. Nachdem der erste Schritt, der Job, in trockenen Tüchern war, ging es weiter mit dem nächsten Schritt: der Wohnungssuche. Um etwas Vorlauf zu haben, packte ich bereits in Leipzig die ersten Kisten.

August 2010: Anstrengende Wochen

1. Woche: Mit Sack und Pack nach Stuttgart

In Leipzig türmten sich schon die Umzugskisten, alles, was vorerst in Leipzig nicht mehr gebraucht wurde, war bereits in unzähligen Kartons verstaut, inklusive einer stabilen Verklebung und Etiketten, die den Inhalt der Kiste und deren Gewichtsgrad auf den ersten Blick erkenntlich machen sollte. Die erste Fuhre mit Felix’ Auto beinhaltete vor allem die bis Herbst benötigten Klamotten sowie mein Meerschwein Lilly. Für mehr war kein Platz, aber es war alles, was ich vorerst brauchen würde.

Jetzt konnte die Wohnungssuche erst richtig losgehn. Die Webseite von ImmobilienScout24 hätte ich mir gut und gerne als Startseite einrichten können. Noch war der Optimismus ungebrochen, trotz der teilweise ernüchternden Ergebn isse der ersten Besichtigungstermine.

2. Woche: Die Neue aus der Grafik

Am Montag, den 9. August war es soweit, mein erster Arbeitstag im Ländle. Voller Vorfreude stieg ich früh morgens in die S-Bahn, musste mehrmals umsteigen und trat meinen Dienst als Grafik-Designerin an. Nette Kollegen, ein schönes Büro, es war die richtige Entscheidung. Vieles neu, vieles anders, vieles ungewohnt, aber dennoch eine große Freude über diesen neuen Schritt, der mich einiges an Überwindung gekostet hat.

3. Woche: Wohnungssuche \” schwieriger als ich dachte

Nach der ersten erfolgreichen Arbeitswoche lief die Suche nach einer schönen Wohnung in Bad Cannstatt eher weniger zufriedenstellend. Es sollte die Mitte zwischen Backnang und Sindelfingen sein. Dort habe ich Freunde, Bekannte, ein mir nicht unbekanntes Umfeld, kurze Wege in alle Richtungen und natürlich das geliebte Neckarstadion. Die 15. Wohnungsbesichtigung (davon die 12. in Bad Cannstatt) lief endlich so, wie ich mir das vorgestellt hatte: traumhaft. Groß, hell, einigermaßen ruhig, direkte S- und U-Bahn-Anbindung, top-renoviert, 2,5 Zimmer und ein Balkon, das ganze noch bezahlbar für mich als Einzelperson. Als erste ernsthafte Interessentin standen meine Chancen, die Wohnung zu bekommen, ziemlich hoch.

4. Woche: Wie ein Kaugummi

Gleich zu Beginn der Woche ereichte mich die Hiobsbotschaft: der Makler, der mir förmlich schon zur Wohnung gratulierte und mir beste Chancen auf einen baldigen Einzug in der 1. Septemberwoche machte, teilte mir mit, die Vermieterin des Objektes würde weitere Mietinteressenten abwarten wollen. Eine definitive Zusage des Wohlwollens und eine gesicherte Miete scheinen in der heutigen Zeit und/oder vielleicht gerade in Stuttgart nicht gut genug zu sein. Die Entscheidung vertagte sich somit auf etwa Ende der Woche. Die Laune am Boden \” als hätte der VfB Stuttgart nicht ohnehin schon selbst dafür gesorgt mit seiner 0:2-Pleite gegen Mainz. Seit 4 Wochen war ich nun schon auf Wohnungssuche. Den neuen Job hatte ich schon nach 3 Wochen in der Tasche. Für meine Traumwohnung habe ich eine Absage bekommen, einzig und allein begründet mit dem fadenscheinigen Argument, ich sei ja noch in der Probezeit. Dass ich in Leipzig bereits 7 Jahre lang allein gewohnt habe und es nie Probleme gab, interessierte an dieser Stelle wenig bis gar nicht.

September 2010: Gewissheit tut gut

1. Woche: Nichts Neues im Süden

Nach über 20 besichtigten Wohnungen gehen mir langsam Lust und Kraft verloren, eine schöne Bleibe für mich zu finden. Mut machte eine schöne Wohnung, einen Steinwurf vom Cannstatter Bahnhof entfernt. Die sympathische Maklerin bescheinigte mir gute Chancen, die Wohnung zu bekommen. Grinsend verließen Felix und ich die Wohnung \” “Gefällt!” lautete das beiderseitige Urteil. Doch das Urteil der Maklerin, es würde gut für mich aussehen, das habe ich ja schon einmal gehört.

2. Woche: Endlich die Zusage

Die Wochen der nervenzehrenden Wohnungssuche sind endlich vorbei! Nachdem ich für die erste richtig tolle Wohnung abgelehnt wurde, kam der Anruf, ich könnte die tolle Wohnung am Cannstatter Bahnhof haben. Riesengroß (66m²), lichtdurchflutet, picobello renoviert, neuer Laminat-Fußboden, perfekte Lage. Besser gehts kaum. Jetzt noch auf eine bessere Wohnung warten, die vielleicht einen Balkon, eine Badewanne und einen Ausblick aufs Stadion hat? Keine Zeit, Ende Oktober läuft der Mietvertrag meiner Leipziger Wohnung aus.

3. Woche: Möbelschieben für Anfänger

Hier und da noch eine kleine Änderung ode Ergänzung, schon war der Mietvertrag ausgehandelt, mit dem beide Parteien gut leben konnten. Dass sich gerade jetzt der Vermieter in den Urlaub verabschiedet und die Übergabe der Wohnung noch nicht gleich stattfinden kann, ist natürlich bedauerlich. Es zählt doch jede Woche! Sei es drum, dank eines Grundrisses mit sämtlichen Maßen kann ich zumindest schonmal die Raum- und Möbelaufteilung für die große 3-Zimmer-Wohnung planen. Mit kleinen maßstabsgetreuen Tonkarton-Schnipseln die für die Zimmer stehen. Es lebe die Schieberei!

4. Woche: Es wird ernst!

Der Urlaub wurde beantragt und genehmigt, die bergabe von Wohnung und Schlüsseln waren lang ersehnt nach dem 2-wöcigen Urlaub meines Vermieters. Schnell noch die letzten Kleinigkeiten ausgemessen und schon stieg sprunghaft die Vorfreude auf den eigentlichen Umzug. Mit leerem Auto hin, mit vollem Auto zurück. Der erste Teil der Umzugstour beendete den Monat September. Ein komisches Gefühl, wenn man ein paar Monate darauf hinarbeitet und es dann endlich soweit ist.

Oktober 2010: Die Wochen des Umzugs

Wir brauchten 2 weitere Touren, um alles, bzw. das Meiste von Leipzig nach Stuttgart zu transportieren. Perfekt abgestimmt mit den Heimspielen des VfB Stuttgart zog sich das allerdings ein paar Wochen hin, doch wir haben es geschafft. Das war ganz schön anstrengend. Aber alle packten mit an, wo es nötig war. Da es eine Weile dauerte, bis meine neue Wohnung in einem Zustand war, in dem man sich bewegen konnte, kam ich bei Felix unter.

Dezember 2010: Wohnungseinweihungsfeiern

Das letzte Spiel der Hinrunde schien mir der perfekte Rahmen, um für die Jungs und Mädels vom Fanclub eine schöne Wohnungseinweihungsfeier zu geben. Mein langjähriger Kumpel Philipp kam sogar direkt aus Rumänien, um dabei zu sein. Mit einer Nintendo Wii und vielen Snacks und Getränken wurde es ein lustiger Abend. Es folgte mein erstes Weihnachten in Stuttgart, im Kreise der Familie meines Freundes, mit meinen Schwiegereltern und meinem Schwager. Meine Wohnung ist mittlerweile fast komplett eingerichtet, nur perfekt ist sie noch nicht. Was unter anderem fehlt, ist der Internetanschluss.

Januar bis März 2011: Das Drama mit dem Internetanschluss

Das Internet ist meine Berufung. Ich liebe meinen Job, schöne Internetseiten zu gestalten, dafür brenne ich genauso wie für den VfB Stuttgart. Und wer meine Begeisterung fürs Webdesign kennt, kann sich vorstellen, wie schwer es mir fällt, nicht online sein zu können. Am liebsten wäre ich immer und überall online. Nur mein Internetanbieter machte mir einen Strich durch die Rechnung. Zuerst der Umzug des Anschlusses, der vom Anbieter angebote wurde (statt einen neuen Anschluss bei Kabel BW zu beantragen), dann war es ein kaputter Splitter, dann ein zu altes Modem (ca. 6 Jahre), das mit der Umstellung von Bandbreite 2000 auf Bandbreite 6000 nicht zurechtkam. Das alles ist für sich genommen unproblematisch, doch entweder waren es die kundenunfreundlichen Uhrzeiten der Service-Hotlines, inkompetente Mitarbeiter oder ein unzureichend gepflegtes Kundenverwaltungssystem. Es war immer irgendwas. Online ging ich dann im März, dank alter Geräte eines Geschäftspartners der Firma, in der ich arbeite. Endlich online, was für ein Krampf.

April bis Juli 2011:

Aus den geliehenen fest installierten Geräten wurde schon bald ein WLAN-Anschluss. Nachdem das Gröbste geschafft ist, gehts an die Deko. Es geht voran, wenn auch nur langsam. Felix brachte ich durch zahlreiche Besuche bei IKEA, XXXL Möbelhaus und Poco-Domäne zur Verzweiflung. Der Ärmste kann glaube ich keine Einrichtungshäuser mehr sehen.

September 2011: Mein Fazit

Jetzt ist 1 Jahr vergangen, seit ich die wichtige Entscheidung getroffen habe, mein Leben umzukrempeln und einen Einschnitt zu vollziehen. Ich habe Freunde und Familie hinter mir gelassen, für neue Freunde und eine familienähnliche Strukturen, die mir schon Monate zuvor ans Herz gewachsen waren. Das geliebte Stadion in Laufweite, die Freunde im erreichbaren Umfeld, ein toller Job, der beste Freund auf der Welt und die Gewissheit: ich hab alles richtig gemacht.

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