Es ist nicht alles so reibungslos gelaufen, wie ich mir das vorgestellt hatte, aber unterm Strich habe ich die Zeit schon sehr genossen, die ich in Barcelona hatte. Das waren zwar leider nicht mehr als so ziemlich genau 24 Stunden, und auf die 90 Minuten, die das Spiel gedauert hat, für das ich hergekommen war. Ebenso der Stress am Flughafen bei der Rückreise, welcher auch ein bisschen viel für mich war, dennoch war es letztenendes eine tolle Fahrt. Und das habe ich wahrlich noch nie in Verbindung mit einer 0:4-Klatsche in einem Satz sagen können.

Nun öffne ich mein Logbuch und lasse euch Teil haben an einer stressigen, aber trotzdem schönen Reise.

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Mittwoch, 17.03.2010

04:00 Uhr

Welch unmenschliche Uhrzeit! Das unbarmherzige Anspringen meines Radioweckers, es schenkte mir zumindest die richtige Musik zum Aufwachen: “I Gotta Feeling” von den Black Eyed Peas. “I gotta feeling that tonight’s gonna be a good night”, es schien wie ein Zeichen. Die Vorstellung, dass es sich in knapp 17 Stunden zeigen würde, ob das stimmt, ließ mich rasch aufstehen und fertig machen für einen der längsten Tage des Jahres. Aber nicht ohne den obligatorischen Glücks-Cappuchino!

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05:00 Uhr

Der Rucksack war gepackt, die Aufregung stieg, das Handy klingelte. Auf gehts, 5 Stockwerke im Treppenhaus des Plattenbaus hinunter, wo Stammfahrer Reinhart mit Frau Conny und dessen gemeinsamen Freund Harald bereits um die Ecke bog. Selten, dass ich um diese Uhrzeit schon derart aufgedreht sein konnte. Nun setzten wir uns in Bewegung, erstes Zwischenziel: Flughafen Berlin-Schönefeld.

06:00 Uhr

Conny und ich schwatzen auf der Rückbank des weinroten Mercedes mit Leipziger Kennzeichen über die wichtigen Dinge dieser Welt, was es war, weiß ich nicht mehr, weil uns ein riesen Knall aus dem Gespräch riss. Schlagartig drehten wir uns um und sahen ein riesiges Gummiteil über die A9 fliegen, der LKW, den wir soeben noch überholten hatten, fuhr sofort auf die rechte Standspur. Reifen geplatzt, du liebe Zeit. Okay, alle wieder wach? Dann kann es ja weiter gehen.

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07:00 Uhr

Überpünktlich trotz Pinkelpause kamen wir am Flughafen an, wo zuerst der Parkplatz aufgesucht wurde, auf dem das Auto bis zum nächsten Tag stehen bleiben würde. Wir erlebten einen super Kundenservice, in dem wir von dem Parkplatz kostenlos mit einem Shuttle-Bus zum 500 Meter entfernten Flughafen Berlin-Schönefeld gefahren wurden.

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Leider ging mein Flug erst um 12:50 Uhr, die anderen hatten wie die meisten den Frühflieger um 08:45 Uhr. Wenn ich mittlerweile nicht zur Hälfte Schwäbin wäre, hätte ich die 30 Euro für die Umbuchung bezahlt und hätte im selben Flieger gesessen. Somit verabschiedete man sich auch sofort und ich ließ sie in den Flieger steigen, von dem ich gehofft hätte, es wäre ebenso meiner gewesen.

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Ich nahm derweil Platz in der Wartehalle im Terminal B, von wo alle easyJet-Flüge starten, ich kannte es bereits von meiner Reise nach Glasgow mit den VfB-Fans vom Fanclub Cannstatter Kurve Berlin. Einen davon, Simon, sah ich nebst Freundin zum Check-In laufen, ein kurzes Lächeln, was mich aber im Unwissen ließ, ob er mich wieder erkannt hat oder ob sein Lächeln meiner roten Stuttgart-Jacke galt, die ich anhatte. Kurz darauf erkannte ich ein weiteres bekanntes Gesicht vom Fanclub, Markus war alleine unterwegs, ich erkannte ihn sofort mit seiner hellblauen Reisetasche, von der ich schon damals fasziniert war, da sie als Handgepäck durch die Sicherheitskontrolle ging. Ein kurzes Schwätzchen und ich musste auch ihn in Richtung Sicherheitskontrolle gehen lassen.

Einen weiß-roten Schal nach dem anderen sah ich an mir vorbei laufen, mir blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Für Kurzweile sorgte die aktuellste 11Freunde-Ausgabe, die ich extra mitgenommen hatte, nebenher stärkte ich mich mit einem kleinen Vesper und gesundem Obst, was meine Kraftreserven für den langen Tag aufrecht erhalten sollte. Es begannen zähe Stunden des Wartens, des Lesens, des Langweilens.

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11:00 Uhr

Noch fast 2 Stunden bis zum Abflug, ich warf dennoch einen Blick auf die Anzeigetafel, wo “Check-In / Abfertigung” aufblinkte. Ich hatte genug von der Wartehalle und beschloss, den nächsten Schritt in Richtung Sicherheitskontrolle zu gehen. Geduldig wartete ich auch hier, bis ich an der Reihe war und entledigte mich allem, was nicht von Nöten war. Rucksack, Handy, Kamera, Jacke, Halstuch, Gürtel, ja bis hin zum Haargummi, alles wurde in die Schalen gelegt bevor ich durchgehen konnte. Prompt piepte es trotzdem, doch während des Abtastens wurde es wenigstens nicht langweilig dank des einen Mitarbeiters, der mich ein wenig über das Spiel und die bevorstehende Reise ausfragte.

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An diesem Tag war ich derart früh dran, aber besser früh dran, als zu spät. Ich wusste, dass das Gate eine halbe Stunde vor Abschlug, also etwa 12:20 Uhr schließen würde, daher begab ich mich so zeitig in Richtung meines Gates. Über Treppen und lange Gänge, durch den Duty Free Shop, bis hin zu einer der zahlreichen Anzeigetafeln, vor der ich mich fürs erste postierte und die vorbeiströmenden Menschen beobachtete. Einzelreisende, Familien mit Kindern, alte Ehepaare, Sicherheitspersonal, Reinigungskräfte, nur selten erspickte ich einen VfB-Fan, der wohl dann im selben Flieger sitzen müsste wie ich.

12:00 Uhr

Gebannt schaute ich immer wieder auf die Anzeigetafel, so langsam müsste doch darauf stehen, zu welchem Gate ich muss, und davon hat dieser Flughafen auch nicht gerade wenige. Glasgow, Mailand, Basel, Oslo, Paris, London, überall erscheinten nach und nach die zugeordneten Gates, zu denen man sich bewegen sollte. Doch mein eigener Flug 4527 nach Barcelona, er blieb stehen mit dem Vermerk “Bitte warten / Please wait”. Bitte warten, was meint ihr was ich die ganze Zeit schon tue?

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Der Zeitpunkt, an dem laut easyJets eigenen Aussagen das Gate angeblich eine halbe Stunde vor Abflug schließen sollte, war nun erreicht. Da stand ich aber immernoch ungeduldig vor der Anzeigetafel, meine Entspannung, früh genug da gewesen zu sein, wich schon längst der Panik und dem Unwissen, warum mein Gate immer noch nicht zugewiesen ist. Um mich abzulenken nahm ich Platz neben einem der wenigen VfB-Fans, die ich seither entdeckt hatte.

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Dass wir um 12:50 Uhr immernoch nichts Neues erfahren haben, machte mich nicht gerade entspannter, im Gegenteil. Einzug allein der letzte Rest meine Beherrschung hinderte mich daran, irgendetwas kaputt zu treten. Reinhart, Conny und Harald sind nun schon in Barcelona angekommen, und ich schaue nach wie vor auf die Anzeigetafel. Und dann tat sich doch noch was, auf einmal stand da: “Verspätet / Delayed 13:50”. Na klasse, auch das noch. Als würde mir die eine Stunde, die ich dadurch verliere, nichts ausmachen. Jetzt erst einmal tief durchatmen.

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13:00 Uhr

Da saßen wir nun, enttäuscht und wütend zugleich. Ich war so damit beschäftigt, nicht vollkommen auszurasten, dass ich nicht einmal den netten jungen Mann nach seinem Namen gefragt habe. Aber er hat einen kleinen Zettel mit meiner Blog-Adresse und ich hoffe, er wird das hier lesen: viele Grüße!

Nun war man auch endlich so gütig, uns über die Anzeigetafel mitzuteilen, wo wir hinmüssen. Gemeinsam machte sich das große wartende Rudel auf zum Gate 59, endlich stieg in mir das Bauchkribbeln auf, es würde nicht mehr lange dauern, bis ich in dem Flieger sitze, der mich an die spanische Mittelmeerküste bringen sollte.

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Doch auch dort standen wir nur wieder herum in dem Warteraum am Außenbereich des Gates. Durch die riesen Glasscheiben sah ich bereits die Maschine. Zahlreiche Menschen drängten sich dicht, der Flug würde voll werden, daran hatte ich keinen Zweifel. Dummerweise stand ich relativ weit hinten, die Wahrscheinlichkeit, einen Fensterplatz zu kommen, sah ich vor meinen Augen dahin schwinden. In dem Moment, als die Türe endlich aufging und alle nach draußen zum Flugzeug strömten, war mir das jedoch egal, hauptsache einsteigen, losfliegen, und so schnell wie möglich da sein.

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14:00 Uhr

Langsam rollte der Flieger in Richtung Startbahn, ein schier unendlicher Weg, doch als das Flugzeug dann beschleunigte und es in meinem Bauch kribbelte als wir uns in die Luft bewegten, war ich erleichtert. Keine weiteren Verspätungen mehr. Per Durchsage meinte das Personal, dass der vorherige Flug des hier festgelegten Piloten Verspätung hatte und extra aus Glasgow mit einer Sondermaschine eingeflogen werden musste. Da frage ich mich jedoch, warum man nicht einfach einen anderen Piloten nimmt, kompetent werden die doch sicherlich alle sein, oder?

16:00 Uhr

Eine halbe Stunde holten wir auf, die angekündigte Flugzeit von 2 Stunden und 20 Minuten betrug dann doch relativ genau 2 Stunden, als wir endlich zum Landeanflug auf Barcelona ansetzten. Traumhaftes Wetter, Sonnenschein, kaum Wolken am Himmel, genau so habe ich mir das vorgestellt.

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Nach der ersten Orientierung ging es zur Informationen, wo mir ein kostenloser Stadtplan in die Hand gedrückt wurde und ich Infos erhielt, wie ich am besten zu meinem Hostel in Hafennähe komme. Da mir die Zeit allerdings davon lief und der Weg zum Hostel nicht kurz genug sein konnte, nahm ich letztenendes ein Taxi und unterhielt mich auf Englisch mit dem freundlichen Fahrer. Auf dem Taxometer stand 14,85 Euro, als er jedoch 20 Euro wollte, begründete er das mit der Mindest-Pauschale für Strecken von und zum Flughafen. Leicht grummelnd nahm ich das hin, Hauptsache, ich war da.

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17:00 Uhr

Auf der Buchungsbestätigung fürs Hostel stand, ich sollte bis spätestens 17 Uhr einchecken, obwohl ich im Vorfeld noch eine E-Mail schrieb dass es eventuell etwas später werden könnte, gelang mir eine Punktlandung. In der Buchungsbestätigung stand jedoch auch “No football hooligans” drin, was ich vollkommen verdaddelt hatte. Da stand ich nun an der Rezeption mit einem ins Auge springenden Stuttgart-Schriftzug auf der Brust. Doch kein Grund zur Sorge, mir wurde auf Englisch alles bestens erklärt, so erhielt ich noch einen weiteren Stadtplan, Bettwäsche, mein Zugangsarmband und hilfreiche Infos, wie ich von dort am besten zum Hafen komme, wo auch der Treffpunkt für VfB-Fans eingerichtet wurde.

An dieser Stelle unterbreche ich den Reisebericht, denn hier geht es weiter mit dem extra Spielbericht, den ihr euch hier durchlesen könnt.

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Donnerstag, 18.03.2010

09:00 Uhr

Etwas befremdlich war es ja schon, ein Hostelzimmer ohne eigenes Badezimmer. Die Tatsache, dass es gleich nebendran war, war dann jedoch erträglich. Nach einer schönen Dusche ging es runter zum Frühstück, wo Felix bereits schon da war, der letzte den ich abends gesehen habe und der erste den ich morgens sehe, so kanns gehen. Es wurde wieder nett geplaudert bis sich nach und nach die anderen Herrschaften aus dem Bett pellten und wir das Buffet plünderten und in erster Linie von der uneingeschränkten Nutzung der Kaffeemaschine Gebrauch machten.

11:00 Uhr

Normalerweise war ja mein Plan, frühs um 7 Uhr das Hostel zu verlassen und auf eigene Faust die Stadt zu erkunden. Ich bereue meine Entscheidung nicht, es nicht getan zu haben. So konnte ich noch frühstücken (3 Scheiben Nutella-Toast waren übrigens alles, was ich in 24 Stunden auf spanischem Boden zu mir genommen habe) und die Gesellschaft der Jungs genießen, welche zum größten Teil vom Fanclub “Boys in Red” waren, bzw. sind.

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Langsam machten wir uns aber auf in Richtung Innenstadt, schließlich wollten wir uns den Ausflug nicht von dem blamablen Spiel und dem damit verbundenen Ausscheiden aus der Champions League nicht verderben lassen. Immer wieder blieb ich kurz stehen um Fotos zu machen, da die Jungs aber stur weiterliefen hatte ich meine liebe Mühe, mit meinen kurzen Beinchen Schritt zu halten.

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12:00 Uhr

Da ich es am Tag zuvor direkt nach der Ankunft nicht mehr geschafft habe, war mein größter Wunsch, die “Rambla de Mar” zu sehen, was mir am Tag zuvor aus Zeitnot vor dem Spiel nicht vergönnt war. Nachdem wir langsam über die “La Ramblas”, die Haupt-Flaniermeile trotteten, nahmen wir die Metro in Richtung Hafen, sehr freundlich von den Jungs, mir diesen Wunsch zu erfüllen, wo meine Stunden in Barcelona doch schon allmählich gezählt waren.

Auf der “Rambla de Mar” splittete sich die Gruppe in 2 Teile auf, Philipp und Patrick gingen ins dortige Einkaufszentrum Maremagnum, der Rest, der aus Gerd, Felix, Manu, Enrico und mir bestand, spazierte am Bootssteg entlang, wo ich viele Eindrücke fotografisch festhielt. Knapp eine halbe Stunde später traf man sich wieder um sich aufzumachen zur “Mission Mittagessen”.

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Felix sorgte mit seinen stattlichen 1,96 m Körpergröße (37 cm größer als ich!) für den Lacher des Tages, als er von einer Werbe-Tante mit “Hola!” angesprochen wurde, aber stur weiterlief. Die junge Frau warf ihm erneut ein fragendes “Hola?” hinterher, bis sie schließlich die Situationskomik ausnutzte, ihren Kopf nach oben wandte und verzweifelt “Holaaaa?” nach oben winkte. Ganz nach dem Motto: “Erde an Funkturm!”. Weiter ging es  durch enge Gassen mit schönen Fassaden, nach links, nach rechts, grade aus, um die Ecke, wieder rechts und nochmal links. Mein Kommentar, ich würde jetzt schon nicht mehr so genau wissen, wie ich zur Metro-Station zurückkomme, wurde dabei abscheinend dezent überhört. Philipps Vater Gerd war mir eine Hilfe, in dem er stets den Stadtplan parat hatte und darauf achtete, wo wir gerade sind und wo wir hinlaufen.

14:00 Uhr

Die Aussage “Die Kneipe war in irgendeiner Gasse in der Nähe von der Ramblas” war letztenendes nicht genau genug. So ziemlich genau um 2 Uhr nachmittags kehrten wir dann doch noch ein, allerdings in einer anderen Kneipe als jene, die den Jungs noch in Erinnerung war.

Gern hätte ich noch etwas gegessen, doch so viel Zeit war nicht mehr. Wir waren so lange zu Fuß unterwegs, dass ich die Zeit vergaß, oder zumindest das Gespür dafür, rechtzeitig nach vorne zu den Jungs zu brüllen “Stop! Ich muss los!”. Auf die Schnelle musste ich mich von allen verabschieden, gern hätte ich mich noch von allen gebührend verabschiedet, doch in 2 Stunden sollte mein Flieger bereits abheben. Meine eigene Schuld, nun erst zum Flughafen aufzubrechen, das ist mir klar.

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Mit schnellen Schritten lief ich in Richtung Ramblas, wo ich mich noch 2 Mal nach dem besten Weg erkundigte. Der eine sagte “Bus”, der andere “Metro”, ich lief zunächst zum “Placa de Catalunya”, wo ich bereits am Tag zuvor war und suchte verzweifelt so etwas wie einen Flughafen-Bus. Als ich diesen nicht fand, lief ich die Treppen hinunter in die Metrostation, wo ich aber keine gescheite Ausschilderung fand und mir auch sonst niemand helfen konnte.

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Was nun? Philipp gab mir als letzten Tipp mit auf den Weg, ich solle in der Not lieber ein Taxi nehmen, was ich dann letztendlich auch tat. Mit enormer Geschwindigkeit beförderte er mich zum Flughafen, vorbei am Hafen und am Berg Montjuic, von wo aus man wohl eine gigantische Sicht auf den Hafen und die Innenstadt von Barcelona haben sollte, leider schaffte ich das zeitlich nicht mehr.

15:00 Uhr

Nach knapp 20 Minuten Fahrt mit dem Taxi war es geschafft, er brachte mich direkt zum Terminal B, von wo aus mein easyJet-Flieger starten sollte. Um 25 Euro erleichterte er mich, es war mir egal, solange ich den Flieger noch kriegen würde. Zeit bist zum Abflug: 50 Minuten.

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Lediglich einen Zebrastreifen, die in Barcelona sehr weit verbreitet sind, galt es noch zu überqueren, ich würde es noch schaffen, dachte ich. Jedenfalls bis zu diesem Moment, als ich den ersten Schock bekam, ein erster Blick auf die Anzeigetafel sagte mir, der Flieger würde nicht im Terminal B sondern Terminal C starten. Zumindest war ausgeschildert, es wäre direkt daneben und war voller Hoffnung, relativ schnell zu Fuß dort zu sein. Nur leider war das dann doch nicht so, ich musste das halbe Stück zurücklaufen, durch die Drehtür nach draußen und dann außen herum zum Terminal C laufen – oder vielmehr rennen, ich war spät dran. Zeit bis zum Abflug: 35 Minuten.

Jetzt aber schnell durch die Sicherheitskontrolle. In Rekordgeschwindigkeit alles in 2 Schalen gelegt, meine enorme Geschwindigkeit brachte mir komische Blicke ein, hatte ich etwa irgendwas zu verbergen? Ohne Piepsen und ohne Abtasten kam ich durch, packte schnell alles aus der Schale irgendwo hin, wo Platz war, Hauptsache es ging schnell. Mit eiligem Schritt und aufgrund des noch nicht umgeschnallten Gürtels mit rutschenden Hosen ging es nun über große Hallen zu meinem Gate. Doch wo ist es? Zeit bis zum Abflug: 25 Minuten.

Weiter, weiter, immer weiter lief ich die Halle entlang. Die einzige, die für Aufregung sorgte, war ich, mit meinem Gerenne zog ich die Aufmerksamkeit auf mich. Ich hatte weder eine Anzeigetafel gefunden, auf dem mein Gate steht, noch jemanden, den ich danach fragen konnte. Die Panik hatte mich jetzt endgültig im Griff. Zeit bis zum Abflug: 20 Minuten.

Verzweifelt schaute ich mich um, suchte einen Anhaltspunkt wo ich bin, wo ich hinmuss. Meine Emotionen hatte ich nun nicht mehr im Griff, voller Entsetzen stiegen mir die Tränen ins Auge. Wo ist mein Flugzeug, wo? Endlich eine Anzeigetafel, auf der mein Gate stand, Nummer 31, in wenigen Schritten erreichte ich es. Von weitem sah ich schon zahlreiche Personen, die ebenfalls noch warteten, der Einlass hatte noch nicht begonnen. Zeit bis zum Abflug: 15 Minuten.

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Relativ schnell entdeckte ich Conny, dann auch Reinhart und Harald. Einmal tief durchpusten, oder auch mehrmals. Kaum hatte ich die Drei gefunden, die mir ohne ein erstes Wort ansehen konnten, dass ich gestresst war und in diesem Moment eine Menge Anspannung von mir abfiel, startete das Boarding. Schnell noch den Boarding Pass aus der Handtasche gewühlt und den Personalausweis gezückt, konnten wir einsteigen. Mein Puls beruhigte sich nur schwerlich, aber ich war froh über die Punktlandung am Flugzeug. Zeit bis zum Abflug: 10 Minuten.

In dem Moment dachte ich keinesfalls darüber nach, ob ich wieder einen Fensterplatz bekommen würde, zu sehr waren die Gedanken noch bei meiner Hetzjagd durch die Stadt. Einmal im Flugzeug eingestiegen, das noch relativ leer war, bekam ich meinen Willen dann aber doch noch und setzte mich ans Fenster in der Reihe vor Reinhart, Conny und Harald. Selbst wenn dieser Flug noch 1, 2 oder 3 Stunden Verspätung hätte, das wäre mir jetzt auch egal gewesen. Zeit bis zum Abflug: 5 Minuten.

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16:00 Uhr

Kurze Zeit später setzte sich die Maschine auch in Bewegung, erneut ein weiter Weg über Rollfelder, minutenlang an Schildern, Pfeilen und Markierungen vorbei. Als der Flieger abhob und mit einer scharfen Kurve über den Hafen von Barcelona übers Mittelmeer flog, schaute ich aus dem Fenster und kam nun so langsam zur Ruhe. Die Sonne schien mir ins Gesicht und wärmte mich ein letztes Mal, bevor es zurück ging ins kalte Deutschland.

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Zum Schlafen war ich trotzdem nicht in der Lage, zu aufgekratzt war ich. Doch vor meinem inneren Auge liefen noch einmal die letzten beiden Tage ab, in denen ich viel erlebt und viel mitgenommen habe. Besonders schön war natürlich der heutige Tag, mit netten Leuten, seien es alte oder neue Bekannte, eine tolle Stadt mit tollem Wetter. Nur auf den Flughafen-Stress hätte ich selbstredend verzichten können.

18:00 Uhr

Im deutschen Luftraum war die Sonne bereits dabei, am Horizont zu verschwinden und schenkte uns Plätze in der ersten Reihe für einen tollen Sonnenuntergang. Die Maschine setzte langsam zum Landeanflug an, es war bereits dunkel, als wir auf der Landebahn in Berlin-Schönefeld aufsetzten und aussteigen konnten. Es war geschafft. Von dort aus ging es mit dem Shuttle-Bus zurück zu unserem Parkplatz, wo uns das Auto zurück nach Leipzig, bzw. Grimma weiter transportieren sollte.

19:00 Uhr

Erschöpft, aber letztendlich irgendwie zufrieden setzten wir uns in Bewegung. Ein kurzer Boxenstopp bei einem Pennymarkt mitten in Brandenburg, den wir förmlich zum Vespern geplündert haben, war dann auch noch drin. Für  mich ein fertiges Sandwich aus dem Kühlregal und eine Müllermilch, sei es auch ungesund, mehr brauchte ich in diesem Moment nicht zum glücklich sein.

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21:00 uhr

Endlich daheim! An der Haustüre wurde ich abgesetzt, wo ich gefühlte 5 Minuten nach meinem Schlüssel kramen musste, der im Eifer des Gefechts nach ganz unten in meiner Handtasche verschwunden war. Mit letzter Kraft zerrte ich mich förmlich am Geländer in den 5. Stock, wo ich alles an Ort und Stelle fallen ließ und erst einmal halbtot auf die Couch sank.

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Puh, was für eine Reise. Ich werde einige Zeit brauchen, um mich davon zu erholen. Ob es sich gelohnt hat? Wenn man die 90 Minuten Spiel ausklammert: ja, definitiv! Und ich bin um das Wissen reicher, nie wieder so kurz vorher erst zum Flughafen aufzubrechen. Zudem hat mir Philipps Vater Gerd einen neuen Spitznamen gegeben: “Ute, das Flugwunder”. Man möge mir es erst einmal nachmachen, in weniger als 2 Stunden von den engen Gassen der Barcelonaer Innenstadt zum Flugzeug am weit entfernten “Aeroport” zu kommen.

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