Man kann nicht sagen, dass ich nicht vorher gewarnt wurde. Ich übernachtete in Beutelsbach, 25 Minuten vom Stuttgarter Zentrum entfernt bei einem Bekannten, und wie das bei mir mittlerweile fast schon liebgewonnene Tradition ist, war auch der Besuch des Mannschaftstrainings nach dem Spiel gegen Frankfurt auf meiner Liste bis zur Abfahrt am Nachmittag.


Mario Gomez zum Greifen nah!

Beim gemeinsamen Frühstück warnte man mich noch vorsorglich, ich solle nicht allzu enttäuscht sein, wenn Trainer Markus Babbel das Training erneut wegen des tollen Sieges am Sonntag Morgen ausfallen lassen würde. Ein müdes Lächeln konnte ich mir noch abringen, gerade zu betend, dass dies nicht eintreten würde.


Gleich mal das Shirt signieren lassen

Die Sonne schien warm an jenem frühen Morgen und ich erhoffte natürlich, das eine oder andere Autogramm und/oder Foto zu erhaschen. Den Jungs ganz nah sein können, das ist genau meine Welt. Noch fehlte es mir, das Foto mit meinem Helden Mario Gomez – würde ich es heute endlich bekommen?

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Marios Auto
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Hitzlspergers Auto
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Matthieu Delpierre

Kurz nach 10 Uhr kam ich am Trainingsplatz an, doch als ich von der S-Bahn-Station Neckarpark um ein Stück des Platzes zum Eingang lief, beschlich mich das blöde Gefühl, dass keiner da wäre, der meine Foto- und Autogrammwünsche erfüllen könnte. Vorne angekommen, begegnete ich zahlreichen hoffnungsvollen VfB-Fans, die allesamt warteten. Warten auf die Helden des Neckarstadions. Auf dem Platz, wo sonst die Jungs die ersten Runden drehten, war niemand zu sehen und meine Frage an den Nächstbesten, der mir entgegen kam, ob das Training ausgefallen wäre, wurde mit einem klaren “Ja” beantwortet. Davor wurde ich gewarnt, die Enttäuschung, die durch die Vorwarnung gering sein sollte, war dennoch immens groß.

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Sami Khedira
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Süße Kleine
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Hitze kommt wieder

Ich blieb noch einige Minuten und beobachtete fasziniert einen Vater mit seiner überaus niedlichen Tochter, die ein selbstgedrucktes Shirt mit dem Foto von Mario beim Torjubel anhatte – mein geschultes Auge in Kombination mit meinem Fußballstatistik-Elefanten-Gedächtnis ließ mich schmunzeln, wusste ich doch ziemlich sicher, es wäre sein Torjubel nach dem 2:1 gegen Hoffenheim (Endstand 3:3) in der Rückrunde gewesen, das Spiel war 2 Monate her.


Arthur Boka

Da ich auf mich allein gestellt mittlerweile nicht lange die Klappe zu halten vermag, kam man ins Gespräch, plauderte und mutmaßte, ob sich noch jemand blicken lassen würde. Mein Plan, die Rückfahrt Richtung Zentrum wieder anzutreten, wurde sofort zerschlagen als der Vater meinte, er hätte vor einigen Minuten den Mario Gomez mit dem Auto hineinfahren gesehen. Wie gut, das ich mittlerweile so gesprächig bin, sonst wäre ich schon längst wieder gegangen statt mir noch stundenlang die Beine in den Bauch zu stehen, was ich für ein Foto nur zu gern in Kauf genommen hätte.

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Das Training wurde tatsächlich abgesagt. Aber das wurde weniger schlimm, als ich merkte, dass doch einige Spieler an jenem Morgen da waren, nach und nach sah man sie, wie sie entweder mit dem Auto reinfuhren oder bereits fertig waren. Höchst erfreut sah ich einen um den anderen VfB-Spieler, von denen ich einige bereits letztes Jahr getroffen hatte. Mit immer mehr Leuten kam ich ins Gespräch und fühlte mich richtig wohl.


Sami Khedira

Nachwievor im Gespräch mit dem Vater und seiner 2 einhalbjährigen Tochter mit dem tollen Gomez-Shirt amüsierte man sich köstlich über die niedliche Kinderstimme: “Wo isn der Mariiioooo?” Ich war entzückt. Dafür, dass das Training nicht stattfand, ergatterte ich dennoch so einige Blicke. Nach einigen Stunden auf dem Trainingsgelände war es dann soweit: Elvis hat das Gebäude verlassen. Oder vielmehr Mario, leger gekleidet, ganz ohne Trainings- oder Spielklamotten würde man ihn als Laie kaum wiedererkennen.

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Nervös kramte ich mein Gomez-Shirt hervor, das mir die Kollegen zu meinem Geburtstag 2008 schenkten und den wasserfesten Stift, den ich extra mitgebracht hatte. Als er im Hof in sein Auto stieg, fuhr er vor und hielt vor uns an und gab noch Autogramme. Der unbedingte Wille, mich mit Mario fotografieren lassen zu wollen, verpuffte in Sekundenschnelle unter der Wucht meiner Nervosität. Mario – direkt vor mir. Es gab nur 3 Möglichkeiten, wenn er vor mir hält: 1. ich falle in Ohnmacht, 2. ich frage ihn auf der Stelle, ob er mich zur Frau nehmen will oder 3. und am wahrscheinlichsten: kein Wort rausbekommen, stotternd das Textil hinhalten und befreit von jeglicher Kraft, ihn auch nur halbwegs verständlich um ein Foto zu bitten. Somit musste ich dann doch damit Vorlieb nehmen, Mario mein Gomez-Shirt durchs Autofenster zu reichen und ein paar Fotos vom ihm zu machen. Getraut ihn zu fragen, ob er für ein Foto aussteigen würde, habe ich mich allerdings nicht.


Thomas Hitzlsperger

Er sollte nicht der letzte geblieben sein – wie wir gemeinsam feststellten, ging es im Halbstundentakt weiter: Serdar Tasci, Thomas Hitzlsperger, Sami Khedira, Arthur Boka und Matthieu Delpierre, sie alle kamen noch für ein Autogramm nach draußen. Mit Hitze durfte ich sogar abklatschen, das war weltklasse! Unserem französischen Innenverteidiger Matthieu Delpierre schüttelte ich die Hand, nachdem er bei mir im VfB-Jahrbuch unterschrieben hatte. Es wird aber nachhaltig in Erinnerung bleiben als vergebene Chance, ihm zum Geburtstag zu gratulieren, das Geburtsdatum stand im Jahrbuch genau neben dem Foto, auf dem er mit meinem schwarzen Stift seine Unterschrift gesetzt hatte. Erst am Abend sah ich es.


Lockeres Auslaufen

Als der letzte Spieler gegangen, das letze Autogramm abgeholt war, wollte ich langsam aufbrechen. Pascal, seines Zeichens ein VfB-Fan aus Bremen, begleitete mich für die Zeit bis zu meiner Abfahrt. Wir hatten dann doch eines gemeinsam, weite Reisen aus voller Leidenschaft für den VfB Stuttgart.


Clubgelände

Nach einem schnellen Mittagessen ging es auch schon wieder los nach Hause, immernoch euphorisiert von der Tatsache, dass Mario mein Shirt signiert hatte. Auch wenn damit klar war, das ich es nicht mehr so lange anziehen könnte. Wie ich einige Tage später von der freundlichen Frau in der Reinigung mitgeteilt bekam, solle ich drauf verzichten, das Shirt zu waschen, wenn ich Wert darauf lege, diese Unterschrift zu behalten. Bis zum Ende der Saison werde ich es noch irgendwie durchschleusen, ein neues Gomez-Trikot musste her, soviel war sicher. Aber fürs erste ging es wieder heim. Ein weiteres Mal ganz stolz auf das, was ich gesehen und erlebt habe.

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