Das Jahr 2008 hat 366 Tage. Schaltjahr. EM-Jahr. Es wird Schauplatz zahlreicher Fußballspiele, die ich besuchen möchte, sofern es der Geldbeutel erlaubt. Umso ärgerlicher, wenn höhere Gewalt einen Strich durch macht. Ausgerechnet dieser eine Tag, den das Jahr 2008 mehr hat.

Dauerkarteninhaber und andere große Fußballfans empfinden es durchaus normal, alle 2 Wochen ins Stadion zum Heimspiel zu gehen, ab und zu auch ein interessantes Auswärtsspiel, das ist durchaus legitim. Und es gibt die Anderen, für die ein Stadionbesuch noch immer etwas besonderes ist. Und zu denen gehöre ich.

Bis zum Heimstadion in Stuttgart sind es satte 500 Kilometer, zu den nächstgelegenen Erstligistenstadien auch kaum weniger als 200 Kilometer (Berlin, Cottbus und Wolfsburg) – ich hätte mir ja auch den Lokalfußball wählen können. Davon hat Leipzig bekanntermaßen gleich zwei, wenn auch rivalisierend bis auf die Knochen. Dann wäre das alles kein Problem, ich könne brav meine Heimspiele sehen und auch Auswärtsspiele sind in den niederklassigen Regionen meist noch näher gelegen als die Heimspiele des Vereins, den ich mir nun erwählt habe, den VfB Stuttgart. Seit fast einem halben Jahr war ich mir sicher, ich würde zumindest zum Auswärtsspiel nach Cottbus reisen, gute 200 Kilometer entfernt in der brandenburgischen Lausitz.

Ich erlebte vergangene Woche Höhen und Tiefen: der Derbysieg gegen Karlsruhe (der Rivale aus Baden für die schwäbischen Stuttgarter) am letzten Samstag, am Dienstag darauf eine peinliche Niederlage gegen Zweitliga-Kellerkind Carl Zeiss Jena im DFB-Pokal-Viertelfinale, dann am Donnerstag die Zusage für ein Viertelfinalticket der Europameisterschaft im Juni und am Freitag knockte mich eine eher zufällig gelesene Nachricht komplett aus. Ich war auf der Webseite von Energie Cottbus, um mir den Anfahrtsplan auszudrucken, ich hielt die neueste Pressemeldung auf der Startseite für einen grausamen Scherz:

Unwetterwarnung: Heimspiel abgesagt
Die Bundesligapartie des FC Energie Cottbus gegen den VfB Stuttgart ist abgesagt. Nach einer Unwetterwarnung für den Samstag untersagte die Stadt Cottbus als Eigentümer des Stadions den Spielbetrieb. Für das Stadtgebiet Cottbus war zuvor ein Orkan mit einer Windgeschwindigkeit von bis zu 130 km/h angekündigt worden.

“Ein normaler Mensch kann doch unmöglich so viel Pech haben”, jener erster Gedanke leitete eine mehrstünde Phase der Fassungslosigkeit an einem kühlen Freitag Nachmittag ein, den ich extra zusammen mit kommenden Montag und Dienstag freigenommen hatte (ein verlängertes Cottbus-Wochenende).

Halten wir also fest: Sturmtief “Emma” musste sich ausgerechnet diesen einen Samstag aussuchen, um über Nord- und Ostdeutschland zu fegen, zeigte sich anhand meiner Vorfreude auf meinen ersten Stadionbesuch seit November 2007 wenig beeindruckt und ließ sich auch nicht auf Kompromisse ein, am Freitag oder Sonntag zu wüten. Es musste unbedingt der Samstag sein. MEIN Samstag. Interessant: keine andere Bundesliga-Partie wurde abgesagt.

Sich darüber aufzuregen macht keinen Sinn. Traurig ist es trotzdem…denn die VfB-lose Zeit im Stadion verlängert sich von 7 Monaten auf zwangsläufig 9 Monate. In 2 Monaten folgt das nächste Spiel, diesmal im Heimstadion gegen die Frankfurter Eintracht. Man darf gespannt sein, ob dem Wetter wieder irgendwas einfällt, mich daran zu hindern.

Schwacher Trost ist hierbei die Tatsache, das keine Mehrkosten wegen des geplanten Spiels aufkommen. Ich hatte keine Bahnfahrkarte und ein Stadionticket auch nicht, somit habe ich wenigstens keine Moneten in den Satz gesetzt. Dennoch werde ich nicht dabei sein können, wenn das Spiel unter der Woche nachgeholt wird – den anderen VfB-Fans, deren Platz heute Nachmittag der Gästeblock im “Stadion der Freundschaft” in Cottbus gewesen wäre, wird es ähnlich ergehen.

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