So unglaublich es auch klingen mag, aber ein torloses Unentschieden reichte uns für die Qualifikation zur EM 2008. Ein unglaublich schweres Spiel, in dem der Gegner sogar näher am Sieg drangewesen wäre als wir.


Auf der Bank, wenn auch gut gelaunt: Poldi

Auswärts gings diesmal gegen Irland auf der grünen Insel. Immernoch von vielen Verletzten gezeichnet, tat unser lieber Bundestrainer Jogi Löw alles Erdenkliche, um einen Sieg oder zumindest ein Unentschieden zu erzwingen. Und es hat geklappt, wenn es auch knapp war. Der Kreis hat sich geschlossen: Wir machen unsere Qualifikation als erstes Team überhaupt perfekt, gegen das Land, gegen das wir unseren erfolgreichen Siegeszug der Qualifikation angetreten haben.


Dafür spielte Mario Gomez die ersten 67 Minuten

Betrachten wir die bisherige Qualifikation zur EM 2008 hätte es für uns wohl kaum besser laufen können:

02.09.2006, Deutschland – Irland, 1:0
06.09.2006, San Marino – Deutschland, 0:13
11.10.2006, Slowakei – Deutschland, 1:4
15.11.2006, Zypern – Deutschland, 1:1
24.03.2007, Tschechische Republik – Deutschland, 1:2
02.06.2007, Deutschland – San Marino, 6:0
06.06.2007, Deutschland – Slowakei, 2:1
08.09.2007, Wales – Deutschland, 0:2
13.10.2007, Irland – Deutschland, 0:0

Überaus erfolgreich, nicht wahr? Das liest sich wie ein wunderschönes Märchen. 9 Spiele, keine Niederlage, 2 Unentschieden und 7 Siege. Diese Jungs sind ein Traum.


Es ging hart zur Sache

So selbstverständlich es die letzten Male gewesen ist, dass ich die Länder- und EM-Qualifikationsspiele mit meinem Vater anschaue, so sehr war ich gestern am Hadern, was ich denn nun tun sollte: in das Sportcafe im Leipziger Petersbogen, wo ich zu den letzten beiden Bundesliga-Spieltagen anwesend war, oder doch lieber wieder mit meinem Vater schauen. Letztenendes entschied ich mich für meinen Vater. Warum? Kann ich nicht genau sagen. Vielleicht, weil ich noch nie einen Sieg MEINER Mannschaft in diesem Sportcafe genossen habe. Verrückt, ich weiß.


Schweini hatte nur einen kurzen Auftritt…

Mit einer Pulle Sekt im Rucksack trottete ich die 2 Straßen weiter zu meinen Eltern, die wohl schon fast erwartet hatten, dass ich wieder bei ihnen aufschlage. Das Vorgeqautsche gehört natürlich stets mit dazu, welches jeweils immer eine halbe Stunde vor Anpfiff beginnt. Ich freute mich, als gesagt wurde, das mein Liebling Mario Gomez von meinem Verein VfB Stuttgart von Beginn an spielen wird und später durch Lukas Podolski von Bayern ersetzt wird. Jogi hatte erst bis kurz vorher die Frage offen gelassen, wer an der Seite vom Schalker Kevin Kuranyi stürmen darf. Da Poldi aber den besseren Eindruck hinterlassen hat, wie man nach dem Spiel urteilte, wird wohl auch Poldi in München in 3 Tagen von Beginn an Spielen. Wenn ich Pech habe, wird mein Mario nicht spielen. Nunja, wir werden sehen.


…eine 4cm-Platzwunde war das Aus in der 12. Minute

Wie bereits erwähnt: ein unglaublich schweres Spiel für unsere Jungs. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Das Hinspiel war auch schon nicht besonders schön anzusehen, ein kurioses Freistoßtor von Poldi verhalf uns damals zum 1:0-Sieg im Gottlieb-Daimler-Stadion in Stuttgart (welches ich hoffentlich sehr bald kennenlernen werde), es war ein einziges “Gewärsche”, ein K(r)ampf.


Clemens Fritz musste sehr viel einstecken

Was man den Jungs keinesfalls unterstellen kann: fehlenden Kampfgeist. Sie haben gebissen und haben gedrückt wie ein paar Bullen, durch die Abwehr der Männer in Grün-Weiß war allerdings kein Durchkommen. Diese waren überaus zweikampfstark, es gab sehr viele Fouls. Die Jungs haben sich Mühe gegeben, ganz ehrlich. Am Ende zählt zwar das Ergebnis, aber dieses Mal ist es ja noch gut gegangen.


Jens Lehmann war sehr gefordert, aber hellwach!

Im Fokus des Abends standen besonders 2 unserer Spieler: Bastian Schweinsteiger und Jens Lehmann. Ersterer ging nach einem Kopfballduell mit einem Iren zu Boden – schnell wurde klar: Das sieht übel aus. Und wie übel! Das Blut floss in Strömen über sein Gesicht: Platzwunde! Die Hoffnungen, das er zurückkehrt aufs Spielfeld konnten wir für diesen Abend vergessen, seine 4 Zentimeter lange Wunde musste sofort genäht werden.


Unnötige gelbe Karte für Lehmann wegen Zeitspiels

Jens Lehmann hingegen zeigte eine tadellose Partie, und wenn ich den Spruch von der BILD Zeitung klauen darf: Er trug seine Spielernote auf dem Rücken: eine 1! Viele Torchancen hatten die Iren durchaus, die hellwache Abwehr stand, und wenn sie ausgespielt wurden, war Jens stets zu Stelle. Das ist gut für ihn, gerade wo er bei Arsenal London auf der Bank sitzt und ihm bei keiner Verbesserung seiner Platzsituation auch in der Nationalmannschaft die Bank droht.


Gut gekämpft, aber nach vorn ging nix

Man muss dem Boulevard-Blatt schon Recht geben, Jens hat tadellos gehalten und uns den Punkt damit geschenkt. Wo ich denen aber nicht zustimme, ist die Spielernote, die sie Mario Gomez gegeben haben. Klar, Mario ist mein ganz persönlicher Liebling und ich würde es natürlich nur ungern zugeben, wenn er ein schlechtes Spiel gemacht hat, aber ihm eine 6 zu geben, halte ich dann doch für sehr überzogen. Ihm sind die wohl einzigen hochkarätigen Chancen der deutschen Mannschaft zuzuschreiben, er gab sich Mühe, und bloß, weil er den Ball nicht dorthin befördert hat, wo er hinsoll, und zwar ins Tor, bekommt er eine 6? Also bitte… er hat doch keinen Standfußball gespielt, er war da, wenn er da sein sollte. Und das kein Tor geschossen wurde, ist nicht hauptsächlich seine Schuld, sondern die der guten irischen Abwehr. Punkt.


Lehmann, immer wieder Lehmann!

Ein Tor würde dem Spiel ganz gut tun, und zwar für uns. Das dachten nicht nur ich und mein Vater, bestimmt auch die zahlreichen Internetbekannten vom Forum tooor.de, die gestern Abend im Croke Park Stadion dabei waren. Ein einziger Punkt reichte, doch sie haben es uns nicht leicht gemacht. Die Minuten des Hoffens und Bangens zogen sich hin “Ergebnis halten, Ergebnis halten” brabbelte ich in meinen Deutschland-Schal, welchen ich um meinen Hals geschlungen hatte, zudem hatte ich mein Teamgeist Tour 2008 Shirt an.


Auch Poldi konnte nicht viel reißen

Und auch die Nachspielzeit zog sich scheinbar Ewigkeiten hin. Hier noch ein Freistoß, da noch eine Ecke für Irland, das Spiel zog sich gefühlte 2 Stunden in die Länge. Jetzt hätte kein Tor fallen dürfen. Der Schlusspfiff erklang, das wohl schönste Geräusch, wenn man weiß, was dieses positive Ergebnis für einen bedeutet. Sicher, es war nicht wie der Schlusspfiff für die vielen zehntausenden VfB-Fans, die mit dem Pfeifträllern am 19. Mai diesen Jahres mit ihrer Mannschaft deutscher Meister wurden, aber es war etwas besonderes. Wir hatten einen Punkt geholt, die Qualifikation ist perfekt, das kann uns nun keiner mehr nehmen.


Herrgott, wann kommt endlich der Schlusspfiff!

Als mir das klar wurde, sprang ich auf, jubelte und umarmte meine Mama und machte High Five mit meinem Vater, dessen Freude natürlich nichtmal annähernd an die meinige herankam. Aber so ist eben mein Vater beim Fußball. Was das angeht, hab ich ihn schon längst eingeholt. “Muddi, machn Säggd uff!” strahlte ich meine Mutter an. Das war ein Grund zum Feiern. Wir stoßen an auf die geschaffte Qualifikation, 4 Spieltage vor Ende der Qualifikationsspiele (im November), auf den erfolgreichen, sympathischen und konsequenten Jogi Löw und natürlich auf die Jungs, die ein weiteres Mal demonstriert haben, das wir seit der WM keinen Leistungseinbruch hatten.


Erleichterung! Der Punkt ist unser, die EM sicher!!!

Etwas wehleidig blicke ich nun auf das quasi “fast unwichtige” EM-Qualifikationsspiel am Mittwoch in München, bei dem ich live dabei sein werde. Die Qualifikation kann uns keiner mehr nehmen, dennoch ist dieses Spiel eines der absoluten Highlights der gesamten EM-Qualifikation der europäischen Mannschaften. Ich hoffe dennoch auf ein gutes Spiel, und wenn wir dieses auch noch gewinnen: Dann haben noch mehr Nationen Angst vor uns, dann wird Tschechien eben der leckere Nachtisch. Und die verputzen wir doch gerne, eine Party wie beim Hinspiel.


Darauf stoßen wir an!

Weiter so Jungs, dann werdet ihr Europameister. Und wie stolz ich auf euch bin, wisst ihr zwar nicht, aber ihr könnt euch auf die Unterstützung eurer zahlreichen Fans verlassen.

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Zusammenfassung des Spiels von dfb.de
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