Ich habe seeeeehr lange gebraucht, um einen geeigneten Titel für diesen Beitrag zu finden. Nachdem ich die Vorschläge “Wer will uns jetzt noch aufhalten?” und “Durch die Wand geknödelt” verwarf, entschied ich mich dann doch für das “Ganz große Kino”. Es geht um das Länderspiel meiner Jungs, der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Tschechien, welches am Samstag stattfand.

Es wurde gehandelt als das wichtigste Spiel des Jahres gegen Platz 2 der aktuellen Tabelle, der Angstgegner schlechthin. Und es wurde dann sogar das traumhafteste und unglaublichste Spiel, was der deutsche Fußball seit Langem gesehen hat. Eine göttliche Vorstellung unserer Helden in weißen Hemdchen und schwarzen Höschen.

Allzu viel kann ich dieses Mal nicht schreiben, denn im Gegensatz zu den anderen Länderspielen habe ich dieses hier nicht live im Fernsehen gesehen. Hu? Ja, tatsächlich. Ich war anderweitig zugegen, nämlich beim Auftritt meiner Freundin Julia. An diesem Abend litt ich offensichtlich ganz schön, das ich das Spiel nicht sehen konnte. Aber ich hatte den Videorekorder programmiert und meine Pseudo-Zwillingsschwester Carina aus Köln war für mich da: Sie hielt mich per SMS auf dem Laufenden.

Wenns nur so einfach wäre… Die Sache war klar: bei allem, was sich auf dem Spielfeld tut (Tore, erwähnenswerte Torchancen und Einwechslungen), ich hatte mir das alles unglaublich einfach vorgestellt. Aber der Abend wurde zur nervlichen Belastungsprobe. Carina schrieb mir an dem Abend 10 SMS. Ich habe nur eine davon bekommen. Nach “Torchance für Schweini ging aber daneben. Torchance für Tschechien aber Ballack hats vereitelt” war Feierabend. Der Akku vom Handy war platt. Ich habe an alles gedacht: An Batterien für die Digitalkamera, an den Image Tank, an die Videoaufzeichnung aber das wohl wichtigste Spielbezogene hatte ich vergessen: ein voller Akku. Ich hätte mir so in den Arsch beißen können.

Jan Koller vs. Philipp Lahm

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Ich versuchte, nicht zu sehr daran zu denken und genoss den Auftritt von Julia so gut es ging. Als es nach dem ersten Set (von zwei) aber bei mir gar nicht mehr ging, lieh ich mir das Handy von meinem Begleiter Hannes und wollte meinen Daddy anrufen, der das Spiel auch verfolgt. Auf dem Weg nach draußen traute ich meinen Augen kaum: der Fernseher war an. Ich informierte mich über den aktuellen Spielstand von 1:0 für uns und war überglücklich. Den Rest des Abends verschwand ich immer wieder mal kurz um nach dem Spielstand zu sehen. Aus dem nervlichen Ausnahmezustand wurde dann am Ende doch noch ein Kompromiss, mit dem ich leben konnte. Ein Endstand von 2:1 ließ mich nachts gut schlafen.

Das 1:0, 41. Minute, durch Kevin Kuranyi

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Das Spiel zeichnete ich wie gesagt auf und schaute es mir erst Montag und heute (Dienstag) an, da ich Besuch da hatte. Sowohl Cheffe als auch mein Vater machten mir schon den Mund wässerig. Cheffe: “Das war perfekt! SO ein geiles Spiel”. Ich zu meinem Vater: “War das etwa besser als gegen die Slowakei?” – “Die Slowakei war nichts dagegen”. Und ich war so begeistert von der ersten Hälfte des Slowakei-Spiels, ich berichtete.

Das 2:0, 62. Minute, wieder Kevin Kuranyi

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Und alle hatten sie Recht: Das war ein Spiel der exzellenten Extraklasse. Besonders geil waren ja wohl die Szenen mit dem Zick-Zack-Zauberfußball, wie die Bildzeitung es bezeichnete. Ebenso sehr unterhaltsam war der Zweikampf Jan Koller (Tschechien, Körpergröße 2,02m) gegen Philipp Lahm (Deutschland, Körpergröße 1,71m). Der Schiri pfiff ins Pfeifchen vor lauter Mitleid für den kleinen Philipp, auf den sich der Tschechen-Riese aufgestützt hat. Die beiden Kopfballtore von Kevin Kuranyi, oh sorry, ich meine natürlich Kevin TORanyi, ein echtes Gedicht. So will ich die Jungs sehen: Mit Herz, Leidenschaft, genialem Kombinationsspiel und Torgefährlichkeit. Die Abwehr stand wie eine Mauer, Stürmer und Mittelfeld waren wie kleine Giftpfeile gegen die teilweise völlig desorientierte Abwehrkette.

Das 2:1, 76. Minute, Gegentor durch Milan Baros

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Nun warten wir mit Spannung auf den “Debütantenball”, der morgen zum Mittwoch, ab 20:00 Uhr auf dem ZDF zu sehen ist. Auf der einen Seite muss ich zwar leider auf meine gewohnten WM-Helden verzichten, allerdings bekommen neue Spieler, darunter 6 Neulinge unter Jubel-Jogis Kommando eine Chance. Das finde ich gut. Jugend forscht! Wo wären wir denn, wenn der deutsche Bundestrainer nix übrig hätte für junge Spieler. Dann hätten wir z.B. Schweini, Poldi, Per und Marcel nicht, um nur einige zu nennen.

Ich wünschte, ich könnte endlich mal wieder ein Länderspiel in gewohnter Umgebung schauen: In der elterlichen Wohnung mit meinem Vater oder bei mir zu Hause – brüllend, schreiend, jubelnd und kreischend – wie es nunmal so ist in meiner schier unendlichen Begeisterung fürs deutsche Team. Da morgen aber wieder etwas ansteht und ich das Spiel, wenns hoch kommt, nur nebenbei sehen kann, tut das schon irgendwo weh. Nur wird Dänemark nicht so eine harte Nuss wie Tschechien. Zumal das morgen nur ein Testspiel ist. Dann ist wieder gar nichts – und zwar für über 2 Monate. ich weiß gar nicht wie ich das überleben soll.

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